Allgemeine Tipps zum Thema HDR
Was braucht man, um HDR-Fotos zu erstellen?
Kamera:
Digitalkamera, Bauart ist grundsätzlich egal. Sie sollte mindestens über eine Zeitautomatik mit Belichtungsreihenautomatik verfügen und dabei mindestens 3 Bilder mit einer Auslösung machen können.
Noch besser ist der manuelle Modus und zusätzlich noch die Anzeige eines Histogrammes.
"Na ja - Sie haben ja auch eine tolle Kamera..."
FALSCH!!
Nicht die Kamera alleine macht gute Fotos, sondern der Fotograf, der sie bedient! Man lobt einen Koch ja auch nicht für sein gutes Essen wegen seiner tollen Töpfe.
Jede Kamera ist blind! Sie ist ein Werkzeug, das geführt werden will. Und selbst der teuersten Kamera sind gewisse Grenzen gesetzt. Es gibt Leute, die könnten selbst mit einer - sagen wir mal - Canon EOS 1dx (ca. 6.000,- €) keine gescheiten Bilder machen. Andererseits gibt es Fotografen, die machen auch mit einer Canon EOS 1100d (ca. 350,- €) tolle Fotos. Wobei ich nichts gegen die 1100d gesagt haben will.
Klar gibt es zwischen verschiedenen Kameramodellen auch merkliche Qualitätsunterschiede. Aber es gibt auf der ganzen Welt keine Kamera, bei der es immer ausreicht, einfach nur auf den Auslöser zu drücken, um tolle Bilder zu erhalten. Die Ansprüche an qualitativ hochwertige Fotos liegen jenseits der Kameratechnik. Wie erwähnt ist die Kamera lediglich ein unterstützendes Werkzeug dafür. Und ein guter Fotograf muss nicht nur alle möglichen Funktionen der Kamera bedienen können (auch wenn sie noch so viele davon bietet), sondern er muss auch alle Auswirkungen aus dem FF kennen und verstehen, die damit zusammen hängen. Versteht Ihr nun, warum ich oben aufgeführtes, leider weit verbreitetes Zitat nicht nachvollziehen kann?
Zubehör für die Kamera:
- Ein stabiles Stativ. Alle Bilder der Belichtungsreihe müssen absolut deckungsgleich sein.
- Kabelfernauslöser oder einen kabellosen Fernauslöser (optional, aber empfehlenswert).
- Promote Control (optional). Spezielle kabelgebundene Fernsteuerung. Macht mit einer Auslösung zwischen 1 und 49 (!) Aufnahmen im Abstand von 0,3 bis 9 EV (!). Sehr empfehlenswert für HDR, allerdings nicht ganz billig (ca. 350,- €).
- Wasserwaage für den Blitzschuh zur Ausrichtung von Kanten und Linien.
- Gegenlichtblende für das Objektiv. HDR-Aufnahmen macht man vorzugsweise mit Weitwinkel- / Superweitwinkelobjektiven und auch oft in Gegenlicht-Situationen. Eine Gegenlichtblende hilft da sehr, Streulicht von der Frontlinse fern zu halten.
- eine schnelle Speicherkarte mit mindestens 16 GB Kapazität. Gerade im Urlaub hat man schnell viele Belichtungsreihen erstellt, oft mit mehr als jeweils 3 Bildern. Wenn man dann noch im RAW-Format fotografiert, dann braucht man viel Platz auf der Karte.
Software:
- Photomatix
Obwohl es mittlerweile sehr viele kleinere und größere spezielle HDR-Programme auf dem Markt gibt und auch mit Adobe Photoshop und sogar mit Lightroom schon gute HDR-Bearbeitungen möglich sind, bleibe ich bei Photomatix.
Neben vielen verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten und anderen ständig verbesserten Feauters kann ich nur damit eine gewisse Tiefe, Textur und Struktur in meinen Bildern erzeugen. Das habe ich bei einigen anderen Programmen bisher vergeblich versucht.
Photomatix wird für mich jedenfalls die erste Wahl zur Erstellung von HDR-Bildern bleiben. Ich kann es sehr empfehlen.
- Lightroom (oder jeden anderen RAW-Konverter, der die RAW-Dateien Eurer Kamera lesen kann)
- Adobe Photoshop. Dazu brauche ich sicher nicht viel zu sagen. Ein (über)mächtiges Programm, mit dem unzählige Bearbeitungen möglich sind.
Plugins (optional):
- Nik Color Efex Pro. Sehr leistungsstarke und vielseitige Filter in alle Richtungen.
- Viveza. Für punktgenaue selektive Veränderungen im Bild.
- Dfine: Zum entrauschen. Setze ich immer zum entrauschen aller Einzelbilder ganz am Anfang ein, bevor sie nach Photomatix exportiert werden.
- Imagenomic Noiseware. Ebenfalls zum entrauschen. Mein Lieblings-Standard-Plugin zum entrauschen nach der Photomatix-Bearbeitung (wenn nötig).
- RAW Pre-Sharpener von Nik. Zum moderaten "vor-schärfen" aller Einzelbilder, bevor sie nach Photomatix exportiert werden.
- Output-Sharpener von Nik. Sehr gut geeignet zum schärfen von Bildern, die für das Internet (extrem) komprimiert wurden.
- onOne Perfect Photo Suite. Ich habe die aktuelle Version 9. Damit sind so viele Bearbeitungen möglich, dass man beinahe kein Adobe Photoshop mehr braucht.
Das Paket beinhaltet neben vielen durchdachten Filtern und fertigen Presets auch die Möglichkeit mit Masken, Ebenen, Verläufen, Reparaturpinseln und vielen weiteren Optionen zu arbeiten, die man auch in Adobe Photoshop findet.
Anwender, denen Adobe Photoshop zu umfangreich ist, können mit nur 3 Paketen (mein Vorschlag: Photomatix, Adobe Lightroom und eben onOne Perfect Suite) wirklich tolle HDR-Fotos erstellen.
onOne Perfect gibt es übrigens als Plugin für Lightroom, Aperture, Photoshop und Photoshop Elements und es ist auch als Standalone-Tool lauffähig.
- Topaz Adjust 5. Sehr viele Effektfilter mit vielen selektiven Bearbeitungsmöglichkeiten.
- Topaz Clarity. Damit sind sehr subtile Steuerungen der Kontraste möglich, vom Micro-Contrast über Low- und Medium-Contrast bis zum Hard-Contrast. Manuell und / oder mit Presets. Zusätzlich kann man damit Ton- und Farbwerte steuern. Generell kann man alleine mit diesem Tool dem Bild den Look verleihen, den man von Anfang an anstrebt. Schon deshalb sollten vorherige Bearbeitungsschritte eher subtil und nicht zu agressiv ausgeführt werden.
- Topaz Detail 3. Zum Herausarbeiten von Details im Bild. Ebenfalls sehr vielseitig.
- Topaz ReStyle. Farb- und Tonwerte-Steuerungs-Plugin, um die Stimmung im Bild selektiv oder komplett zu verändern. Es enthält sehr viele Presets wie auch Regler zur sensiblen Steuerung. Ich selber benutze es nicht all zu oft, weil es meiner Meinung nach nicht für jedes Bild zu gebrauchen ist. Für Bilder, deren Stimmung aber schon von vornerein "märchenhaft" anmuten soll, ist es sehr empfehlenswert.
- Topaz Glow. Damit sind unzählige malerische Effekte in Fotos erstellbar, inklusive Neon-Effekte. Es gibt 70 Presets, die mit vielen Reglern individuell veränderbar sind.
Für meinen Geschmack sind die Presets etwas zu heftig. Deshalb arbeite ich immer zusätzlich mit der eingebauten Ebenendeckkraft und den verschiedenen Ebenenmodi. Außerdem verwende ich dieses Tool als Plugin in Photoshop. So kann ich - wenn nötig - einzelne Stellen im Bild selektiv vom gewählten Effekt ausschließen.
Auch hier gilt: Dieses Plugin sollte man nicht unbedingt auf alle Bilder anwenden und bei jeder Anwendung darauf achten, dass das Foto noch als solches zu erkennen ist. Jeden Effekt von Topaz Glow also eher subtil anwenden als zu stark.
Alle aufgeführten Plugins laufen unter Adobe Photoshop (ab welcher Versionsnummer? Keine Ahnung) und Adobe Photoshop Lightroom (ab welcher Versionsnummer? Keine Ahnung). Lediglich Imagenomic Noiseware läuft bei mir nur unter Adobe Photoshop.
Bitte nicht bei jedem Bild alle Filter und Plugins einsetzen, die Ihr zur Verfügung habt! Auch und gerade bei der HDR-Fotografie gilt "So viel wie nötig, so wenig wie möglich". Bzw. "weniger ist mehr". Schließlich wollen wir trotz der immensen Vorteile der HDR-Technik einen möglichst natürlichen Bildeindruck wahren.
Versucht bei der Bearbeitung Eurer HDR-Bilder immer, dem jeweiligen Motiv gerecht zu werden. Das kommt allemal besser an als das Bild mit unzähligen Filtern und Plugins vollzustopfen. Erweckt Euer Motiv zum Leben, aber zerstört dieses Leben nicht mit der Holzhammer-Methode.
Tipps und Hinweise zu HDR-Bildern
Die HDR-Technik alleine macht aus einem ansonsten schlechten Bild noch lange kein gutes Bild! Andere Dinge wie Bildaufbau, Perspektive, Belichtung(en), Schärfentiefe, Bildaussage, Stimmung usw. sind vorrangig anzugehen. Dementsprechend muss schon eine Einzelbelichtung eine ansprechende Wirkung erzielen.
Bilder draußen zwischen 10:00 Uhr und 16:00 Uhr mit blauem Himmel wirken als HDR oft schwächer und sie lassen sich meistens auch schwieriger bearbeiten. Für wirklich schöne HDR-Bilder eignen sich Innenaufnahmen mit (großen) Fenstern, Außenaufnahmen bei bewölktem Himmel, zur blauen Stunde, bei Sonnenaufgang, im Gegenlicht, zur Nacht oder ähnliches wesentlich besser.
Dadurch, dass viele Anwender die HDR-Technik leider hauptsächlich zur Effekthascherei missbrauch(t)en und die HDR-Fotos in den Farben unangemessen sättig(t)en, durch fehlerhafte Reglereinstellungen mit riesigen Halos, rauschen und Clipping versehen, hat die HDR-Fotografie in den Augen mancher objektiver Betrachter einen schlechten Ruf.
Daher mein Tipp: Gerade bei der HDR-Fotografie bitte von A - Z behutsam vorgehen! Ein schönes HDR-Bild lebt nicht in erster Linie von der Farbsättigung, sondern vom Licht und von der Motivstimmung.
Halos und rauschen sind ebenfalls zu vermeiden. Sage mir bitte niemand, dass das nicht immer möglich wäre. Es IST IMMER möglich.
Auch schöne und technisch gut gemachte HDR-Fotos unterliegen einem gewissen Ruf und Charme (im positiven Sinne), der mit einfachen Worten nur schwer zu beschreiben ist. Schon deshalb ist es neben einer ordentlichen Bearbeitung ratsam, beim fotografieren nicht immer streng hundertprozentig die Gestaltungsregeln einzuhalten. Da dürfen Häuser auch mal "umfallen", ein nicht zu dominanter Mülleimer im Bild tut dem HDR auch keinen Abbruch, Motive dürfen aus alten rostigen Materialien bestehen usw..
Macht Fotos, die man normalerweise (so) nicht machen würde, fotografiert Motive, an denen andere achtlos vorbei gehen. Traut Euch mit dem Superweitwinkel so nahe an´s Motiv wie möglich, legt Euch auf den Boden beim fotografieren, geht in die Hocke, fotografiert abbruchreife Häuser, Stiegenhäuser, verrostete Autos und Eisenbahnen und weitere ähnliche Dinge mehr. Gerade bei HDR muss es nicht immer ein alltägliches Motiv sein.
Menschen und Tiere (als Portrait-Aufnahmen) sind KEINE HDR-Motive!
Mittlerweile gibt es die HDR-Fotografie schon etwa 7 bis 8 Jahre (marktdeckend - Stand: Juni 2013). Aber verglichen mit der kompletten Fotografie-Geschichte ist das nahezu ein Klacks, also noch recht neu.
Man darf also behaupten, die HDR-Fotografie steckt noch in der Experimentier-Phase. Und das wird auch sicher noch eine Weile so bleiben. Mit der HDR-Technik sind künstlerische Verfremdungen möglich (wenn auch nicht immer empfehlenswert), die mit einer Einzelaufnahme nicht oder nur schwer möglich sind.
Und - Hand auf´s Herz - wollt Ihr tatsächlich Euren Schatz, Eure Kinder, Eure Hunde als Versuchskaninchen benutzen? Nein, das wollt Ihr sicher nicht. Also lasst es sein. Menschen und andere Lebewesen sind als formatfüllendes Motiv für die HDR-Technik tabu! Merkt Euch das bitte.
Ich selbst kenne niemanden, der je ein HDR-Bild von sich selber gesehen hat und davon total begeistert wäre.
Ein HDR-Bild von einer schönen alten Burg z.B. kann wunderschön wirken. Ein HDR-Bild von einem Menschen oder Tier sieht eigentlich in den meisten Fällen besch***** aus.Vor allem dann, wenn es extrem bearbeitet wurde.
Wieviele Einzelaufnahmen braucht man für eine HDR-Belichtungsreihe?
Da kann man nie genaue Angaben machen. Das hängt immer vom Motiv, der Licht- und der Kontrastsituation ab. Je höher der Kontrastumfang eines Motives, desto mehr Einzelaufnahmen braucht man.
Bei "normalen" Lichtverhältnissen mitten am Tage draußen z.B. reichen meistens 3 Einzelfotos mit einem Abstand von je 2 LW, um ein gutes HDR-Bild zu erzeugen.
Wenn man in großen Kirchen fotografiert, dann können schon mal 9 bis 15 Einzelaufnahmen mit einem Abstand von je 1 LW nötig sein, um den gesamten Kontrastumfang abzudecken.
Ist man sich nicht sicher, dann macht man nach Möglichkeit lieber ein paar Aufnahmen mehr. Dann aber im Abstand von je 1 LW. Zuhause am PC sucht man sich genau die Bilder aus, die wirklich den gesamten Kontrastumfang abdecken. Im dunkelsten Bild muss noch Zeichnung in den hellsten Stellen sein und im hellsten Bild muss noch Zeichnung in den dunkelsten Stellen sein.
Ich selber gehe meistens so vor, wie anfangs im Tutorial beschrieben. Zuerst ermittele ich die "optimale mittlere Belichtung" mit Hilfe des Histogrammes. Dadurch sind mir auch schon die Grenzwerte für die Lichter und Schatten bekannt. Auf diese Weise kann ich dann die Anzahl der notwendigen Einzelbilder bestimmem.
Oft mache ich sicherheitshalber 2 bis 4 Bilder mehr, auch wenn ich die dann am PC nicht brauche. Gerade bei Motiven, die man nur selten oder danach gar nicht mehr vor die Linse bekommt, ist das zu empfehlen. Lieber zuhause ein paar Bilder löschen, als darüber jammern zu müssen, dass wichtige Aufnahmen fehlen.
Draußen mache ich also meistens 5 bis 9 Einzelaufnahmen, und drinnen oft auch 2 bis 4 mehr nach der Ermittlung der mittleren Belichtung. Sicher ist sicher.
In der Photomatix-Praxis ist es grundsätzlich so: Je mehr Einzelbilder vorhanden sind, desto besser wird die Qualität des tone mapping-Bildes in Photomatix. Das Rauschen fällt gering aus oder tritt gar nicht erst auf. Halos bilden sich nur in geringem Maße oder gar nicht.
Das gilt aber auch nur in einem gewissen Rahmen. Zu viele Einzelbilder, und Photomatix ist "überfordert" oder "irritiert". Und nebenbei bemerkt ist mein Photomatix einmal bei 18 (notwendigen!) Einzelbildern in die Knie gegangen und hat den Dienst verweigert. Die 32 bit HDR-Datei habe ich dann in Photoshop erstellt, das Tone mapping daraus dann in Photomatix.
Deshalb nochmals zur Wiederholung: Nehmt beim fotografieren auf jeden Fall mindestens die Menge an Einzelbildern auf, die für den kompletten Kontrastumfang notwendig sind. Und zur Sicherheit je nach dem 2 oder 4 Bilder mehr. Am PC sucht Ihr Euch genau alle die Bilder aus, die etwas großzügiger als gerade so den kompletten Kontrastumfang abdecken.
Nach ein wenig Übung und Praxis-Erfahrung habt Ihr dafür bald die nötige Routine.