Post Processing 2: Adobe Photoshop

An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass dies kein Photoshop-Tutorial ist. In diesem HDR-Tutorial ist unser Photoshop lediglich Mittel zum Zweck. Wir brauchen es für finale Bearbeitungsschritte zur Erstellung unseres HDR-Bildes.
Erwartet also hier bitte keine Begriffserklärungen z.B. für die Tonwertkorrektur, LAB-Kanal, Gradationskurve, selektive Farbkorrektur oder viele andere Funktionen von Adobe Photoshop. Ich setze voraus, dass Ihr die folgenden Begriffe für diverse Bedienfelder, Ebenen, Masken usw. kennt und fit in deren Bedienung seid.

Wichtig ist es mir allerdings, die Frage zu klären, warum wir am Ende unser HDR-Bild in Photoshop bearbeiten. Ganz einfach deshalb, weil wir gerade zum Ende hin viel selektiv arbeiten müssen. Das heißt, einige Schritte werden nur auf bestimmte Teilbereiche unseres Bildes angewandt. Und das geht mit der Ebenen- und Maskentechnik in Photoshop relativ einfach und übersichtlich. Mehr dazu im Verlauf dieses Tutorials.
Und was in diesem Zusammenhang auch unbedingt beachtet werden muss: Ich habe es vorher bereits erwähnt: Es gibt - gerade in Photoshop - schier unendlich viele Möglichkeiten, Bilder zu bearbeiten. Dies hängt immer von der Aufnahme selber ab wie auch davon, wie Euer Endergebnis aussehen soll und was dazu alles verbessert oder optimiert werden muss. Betrachtet also die folgenden Schritte als reine Empfehlung von mir, an denen aber nicht zwingend festzuhalten ist. Ich habe aber mit den Schritten im kompletten Tutorial gute Erfahrungen gemacht.
Aber nun genug der Vorreden. Fangen wir an.

Das Bild, das wir vorher schon in Lightroom bearbeitet haben, haben wir jetzt in Photoshop geladen. Es sieht schon wesentlich besser aus als die unbearbeitete Datei aus Photomatix. Es sind aber noch gewisse Optimierungsschritte notwendig. Und die folgen jetzt, und zwar in der von mir empfohlenen, sinnvollen Reihenfolge.

1. Schritt: Bild zuschneiden (wenn nötig)

Gibt es in unserem Bild schiefe Kanten oder zu viel Himmel oder Vordergrund, dann sollten wir diese Mängel zuerst beheben. Mit den Transformierungswerkzeugen richten wir unser Bild gerade aus und mit dem Freistellungswerkzeug legen wir dann den endgültigen Bildausschnitt fest und schneiden diesen aus. Transformieren und zuschneiden ist in unserem Beispiel nicht nötig. Kommen wir also gleich zum...

2. Schritt: Entrauschen (wenn nötig)

Obwohl wir ganz am Anfang des Tutorials alle unsere Einzelbilder separat entrauscht haben, kann es vorkommen, dass durch gewisse Einstellungen in Photomatix erneut rauschen sichtbar ist. Dies könnt Ihr mit dem Entrauschungstool Eurer Wahl korrigieren. Dazu kopiert Ihr die Hintergrundebene ein mal und wendet dann ein Entrauschungstool auf die neue Ebene an. Bei markierter oberer Ebene klickt Ihr mit gedrückter Alt-Taste auf das Maskensymbol, so dass rechts neben dem Miniaturbild ein schwarzes Rechteck zu sehen ist. Das ist unsere invertierte Maske. Dadurch dass sie schwarz ist, ist der Entrauschungseffekt nicht sichtbar und die Ebene sieht genau so aus wie die darunter. Mit einem weißen Pinsel fahrt Ihr auf der schwarzen Maske (nicht auf der Bildminiatur) jetzt lediglich über die Stellen, in denen rauschen zu sehen ist. Den Rest des Bildes lasst Ihr unberührt und fügt diese Ebene mit der unteren zusammen. Wir haben jetzt praktisch selektiv entrauscht und sicher erkennt Ihr die immensen Vorteile von Ebenen und Masken.

3. Schritt: Tonwertkorrektur (wenn nötig)

Im Lightroom haben wir bereits den Schwarzpunkt, den Weißpunkt und den Mitteltonkontrast unseres Bildes optimiert. Normalerweise ist eine (weitere) Tonwertkorrektur in Photoshop daher nicht nötig. Ich schalte die Einstellungsebene Tonwertkorrektur trotzdem ein. Erstens wegen einer nochmaligen Kontrolle und zweitens für eventuell doch notwendige kleinere Korrekturen.

4. Schritt: Tonal Contrast in Color Efex Pro (optional)

Wählt in Eurer Filterliste aus der Nik Collection den Filter Color Efex Pro. Wenn das Plugin geladen ist, wählt Ihr darin den Filter "Tonal Contrast". Die Standardwerte können generell so belassen werden, also Spitzlichter 25%, Mitteltöne 50%, Schatten 25% und Sättigung 20%. Ihr könnt die Regler aber auch so lange anpassen, bis Euch das Ergebnis besser gefällt. Danach verschiebt Ihr die Regler "Schatten" und "Spitzlichter" (die unteren, nicht die ganz oben!) soweit nach rechts, bis sowohl links unten wie rechts unten im Histogramm kein Clipping mehr sichtbar ist. Am Ende mit OK bestätigen.

5. Schritt: Topaz Adjust 5 (optional)

Sollte Euer Bild selbst nach den bisherigen Schritten immer noch etwas flau, flach und kontrastarm wirken, empfehle ich an dieser Stelle das Plugin Topaz Adjust 5. Dieses tolle Tool enthält viele verschiedene Filter für viele individuelle Bildeffekte. Jeder einzelne Filter ist mit vielen Reglern individuell einstellbar. Die Bildeffekte reichen daher von einer generellen Anhebung von Farben und Kontrasten bis zu extrem verfremdeten oder dramatischen Bildeindruck.

Die Versuchung ist groß, dadurch ein Bild tatsächlich stark zu verfremden. Davon rate ich allerdings ab! Solltet Ihr Topaz Adjust für Eure HDR-Bilder einsetzen, dann achtet auch dabei darauf, dass am Ende ein natürlicher Bildeindruck bestehen bleibt.

6. Schritt: Helligkeitskontrast und Farben optimieren im LAB-Kanal

Wir fügen alle Ebenen zur Hintergrundebene zusammen und wechseln vom Farbmodus sRGB in den Farbmodus LAB. Dort die Hintergrundebene einmal kopieren. Dann die Einstellungsebene Schwellenwert aufrufen. Den Regler ganz nach links schieben und langsam so weit nach rechts schieben, bis ein deutlicher Schwarzpunkt angezeigt wird. Diesen Schwarzpunkt mit dem Farbauswahlwerkzeug markieren. Danach den Regler ganz nach rechts schieben und langsam so weit nach links schieben, bis ein deutlicher Weißpunkt sichtbar wird. Den Weißpunkt mit dem Farbauswahlwerkzeug markieren. Nun die Einstellungsebene Schwellenwert löschen. Ihr seht Eure Markierungen nun auf dem Bild. Jetzt die Einstellungsebene Gradationskurve aktivieren. Wählt dort die Schwarzpipette und klickt damit auf den vorher ermittelten absoluten Schwarzpunkt. Dadurch wird dieser in seiner Intensität optimiert. Danach nehmt Ihr die Weißpipette und klickt damit auf den vorher ermittelten absoluten Weißpunkt, wodurch auch das Weiß in Eurem Bild in der Intensität optimiert wird.
Jetzt wählt Ihr in der Gradationskurve den Kanal a und erstellt dort eine leichte S-Kurve im Mitteltonkontrast-Bereich. Dasselbe danach für den Kanal b. Dadurch wird die Farbsättigung unabhängig von der Bildhelligkeit optimiert.
Diese Bearbeitungen im LAB-Kanal durchzuführen hat den Vorteil, dass Helligkeit und Farben unabhängig voneinander bearbeitet werden können. Außerdem haben wir im LAB-Kanal mit der Farbe gelb eine Farbe mehr zum bearbeiten zur Verfügung als im RGB-Kanal, wo eben nur rot, grün und blau als Grundfarben vorhanden sind.
Am Ende wieder alle Ebenen auf die Hintergrundebene reduzieren und zurück wechseln vom LAB- in den sRGB-Kanal.

7. Schritt: Kontrast optimieren (wenn nötig)

Im sRGB-Kanal die Hintergrundebene einmal kopieren. Dann die Einstellungsebene Gradationskurve aufrufen und dort eine leichte S-Kurve zur allgemeinen Kontrastanhebung einstellen. Sollte der Effekt zu stark ausfallen (auch die Farben werden dadurch weiter gesättigt!), könnt Ihr den Effekt durch Reduzierung der Ebenendeckkraft anpassen.

8. Schritt: Schärfen mit dem Hochpassfilter

Am Ende muss das Bild noch geschärft werden. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Generell werden die Methode "unscharf maskieren" oder "Hochpassfilter" am meisten eingesetzt. Auch deshalb, weil man die notwendigen Einstellungen sehr sensibel vornehmen kann. Ich persönlich bevorzuge die Methode mit dem Hochpassfilter, weil dort das Risiko der "Überschärfung" und der Halo-Bildung geringer ist.
Ebene kopieren und den Ebenenmodus auf "Hartes Licht" einstellen. Lasst Euch nicht vom zwischenzeitlich "verunstalteten" Ergebnis abschrecken. Das bleibt nicht so! Dann Filter --> Sonstige Filter --> Hochpass wählen. Im Hochpassfilter empfehle ich Werte zwischen 0,5 und 3,0. Je nach Bildgröße und Schärfungsgrad. Achtet darauf, dass beim Einstellen keine Halos an Kontrastkanten entstehen. Ein Klick auf Okay zeigt das vorherige Bild, aber jetzt mit einem besseren Schärfeeindruck.

Weitere Bearbeitungsschritte (wenn nötig)

Sollte Euch das Ergebnis trotz aller vorherigen Schritte noch immer nicht gefallen, gibt es in Photoshop viele weitere Optimierungsmöglichkeiten. Empfehlenwert ist es an diesem Punkt, weitere Optimierungen lediglich selektiv anzuwenden, also nur an verschiedenen Bildstellen. Nicht am gesamten Bild!
Ich wende hier dann gerne die Einstellungsebene "selektive Farbkorrektur" an oder alternativ dazu die Einstellungsebene "Kanalmixer". Damit könnt Ihr ausgewählte Farbbereiche leuchten lassen, wenn Ihr das wollt. Nach der Anwendung die Maske invertieren und mit einem weißen Pinsel nur über die Farben malen, die optimiert werden sollen.
Oft optimiere ich den Gesamteindruck des Bildes selektiv auch mit Luminanzmasken. Damit kann man eine Auswahl entweder der Lichter oder der Mitteltöne und Schatten erstellen und nur diese Stellen mit den vorhandenen Einstellungsebenen verbessern. Auch hier empfehle ich, die Maske der Einstellungsebene zu invertieren und mit dem weißen Pinsel nur die Stellen zu übermalen, wo diese Optimierung notwendig ist.
Ganz am Ende solltet Ihr noch eventuell vorhandene Sensorflecken mit dem Bereichsreparaturpinsel entfernen. Gibt es markante Störelemente im Bild, könnt Ihr diese mit dem Kopierstempel entfernen.
Jetzt noch das Bild auf 8 bit Farbtiefe und 72 dpi Auflösung reduzieren, die Kantenlängen anpassen und als jpeg-Datei speichern. Eurer HDR-Bild ist jetzt fertig und bereit zum Upload in´s Internet.

Weiter zu Allgemeine Tipps zum Thema HDR.